Volker Eckert


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„Die Umstellung für das Kind ist groß“

Auch Birgit Menzel steht vor der schweren Frage, ob ihre Tochter 2007 ein „Kann-Kind“ werden soll

Von Volker Eckert

WZ: Frau Menzel, Ihre Tochter wird im Oktober sechs, soll sie im Sommer eingeschult werden?
Birgit Menzel: Das ist ein schwieriges Thema. Wir haben sie erst einmal angemeldet. Wenn ich mir Zoë jetzt angucke, bin ich aber unsicher, ob es richtig ist, sie schon auf die Schule zu schicken.

WZ: Was spricht dagegen?
Menzel: Ich denke, für das Kind ist die Umstellung sehr groß. Wir fragen uns, ob sie auch mit Misserfolgen schon umgehen kann, manchmal ist sie noch sehr enttäuscht, wenn sie mal im Spiel nicht gewinnt oder etwas nicht so klappt, wie sie es will. Diese Dinge werden, glaube ich, unterschätzt.

WZ: Aber es geht auch um die intellektuellen Fähigkeiten.
Menzel: Ja, aber da habe ich bei ihr keine Bedenken, ich halte sie schon für aufgeweckt: Sie ist sprachlich ziemlich weit, schreibt und liest bereits ein bisschen. In letzter Zeit wiederum haben wir aber beobachtet, dass Zoë in bestimmten Situationen schüchterner reagiert als früher, sich öfter mal an mein Bein klammert.

WZ: Haben Sie denn nicht die Sorge, ihr könnte es am Ende langweilig werden in der Kita, wenn sie noch ein Jahr bleibt?
Menzel: Das glaube ich eher nicht. Nach meinen Beobachtungen haben die Kinder damit kein Problem. Ich weiß von einem Jungen, dessen bester Freund eingeschult wurde, er aber noch nicht. Der hat sich dann umorientiert und jüngere Spielkameraden gefunden. Ideal fände ich es allerdings, wenn es in ihrer Kita etwas Vorschulförderung gäbe.

WZ: Wie und wann werden Sie sich letztlich entscheiden?
Menzel: Erst einmal macht Zoë im nächsten Jahr den Einschulungstest, dann reden wir mit den Erzieherinnen. Beim Sprachtest hat sie recht gut abgeschnitten.
WZ: Sind Sie und Ihr Mann in der Frage einer Meinung?
Menzel: Er tendiert eher in Richtung frühere Einschulung, ich bin da noch etwas skeptischer.
WZ: Was sagt Zoë selber?
Menzel: Sie weiß natürlich, dass sie angemeldet ist. Es ist aber nicht so, dass sie jetzt drängeln würde. Wir haben ihr gesagt, dass die Entscheidung noch nicht gefallen ist.

MEHR I-DÖTZCHEN
Für die Einschulung im kommenden Jahr sind im Oktober 4357 Kinder angemeldet worden. Das sind 328 mehr als zum selben Zeitpunkt im Vorjahr. Während im Herbst 2005 644 „Kann-Kinder“ angemeldet wurden, was einer Quote von 15,9 Prozent entspricht, waren es in diesem Jahr nur 603 Kinder (13,8 Prozent).

Teilweise ist der Rückgang dadurch zu erklären, dass der Stichtag sich verschoben hat, wodurch im Juli 2001 geborene Kinder nun keine Kann-Kinder mehr sind. Die Verschiebung des Stichtags geschieht zunächst im Zweijahres-Rhythmus, ab dem Schuljahr 2014/15 gilt dann sogar der 31. Dezember.


(WZ vom 20. Dezember 2006) zurück zur Textübersicht