Volker Eckert


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Grüner wird's nicht

Eine Studie der TU Berlin über Grünpflanzungen auf Kleinmachnower Grundstücken zeigt Defizite auf

Von Volker Eckert

Kleinmachnow - Das Ringen Kleinmachnows um seine Identität als Waldgemeinde wird auch über seine Grenzen hinaus wahrgenommen. Immer mehr Bebauung und trotzdem grün bleiben – der Spagat führt immer wieder zu Konflikten im ohnehin nicht konfliktscheuen Ort. Jetzt hat sich ein Seminar über Landschaftsplanung der Technischen Universität Berlin mit dem Thema beschäftigt und manches Manko festgestellt.

Die Seminarleiterin Elke Weingarten lebt in Potsdam und hatte in den PNN schon einiges über Kleinmachnow und seinen Kampf ums Grün gelesen. So kam sie auf die Idee, den Ort modellhaft zu untersuchen. Wiederum als Beispiel hat sich die Gruppe das Neubaugebiet neben dem neuen Zentrum zwischen Förster-Funke-Allee und Karl-Marx-Straße herausgepickt und sich dort den so genannten Grünordnungsplan angeschaut. Der schreibt vor, was Hausbauer und -käufer auf neuen Grundstücken anzupflanzen haben. Aber nicht alle kommen dieser Verpflichtung nach. Manche haben gar noch nie davon gehört.

Bei Frank Musiol von der Lokalen Agenda Kleinmachnow ist besonders eine Zahl aus der Untersuchung hängen geblieben. 60 Prozent der geforderten Pflanzungen haben die Bewohner in diesem Gebiet bisher erfüllt, für ihn ein inakzeptables Ergebnis. Kontrolliert werde von der Verwaltung kaum, deshalb appelliert Musiol an das Verantwortungsgefühl der Leute. Oft beobachtet er aber eine ganz andere Mentalität: „Ich kaufe mir 300 Quadratmeter Kleinmachnow und mache, was ich will.“ Die Folge: Das neue Zentrum falle aus dem Ortsbild heraus, die Vielfalt an Pflanzen und daher auch an Tieren lasse nach.

Als die Studenten vor kurzem ihre Untersuchungen im Kleinmachnower Gemeindezentrum vorstellten, erntete Musiol viel Unverständnis bei den Anwohnern, als er auch für Pflanzung von Brennnesseln plädierte. Von ihrer Seite dominierte an jenem Abend Ansichten wie die eines Mannes, der sagte: „Es ist doch grün genug so.“

Seminarleiterin Elke Weingarten sieht das Problem weniger bei den Anwohnern als in dem politischen Verfahren. Auch sie bemängelt die fehlende Durchsetzung der gemeindlichen Vorgaben. Aber teilweise habe ihr Seminar auch problematische Vorgaben darin entdeckt: „Das Nachbarschaftsrecht schreibt bei Baumpflanzungen vier Meter Abstand zum nächsten Grundstück vor. Wenn Sie dann auf einem 350-Quadratmeter-Grundstück drei Bäume pflanzen müssen, kann das je nach Lage des Hauses schon eng werden.“

Bevor man erwarte, dass die Leute mitziehen, müsse man sie informieren. Der Grünordnungsplan sei mit seinen Verweisen auf Paragrafen aus dem Baugesetz für den Laien kaum zu verstehen –wenn er ihn denn zur Hand nimmt. Eine Anwohnerin, die bei Kondor Wessels gekauft hatte, erzählte, sie habe erst beim Unterschreiben des Vertrags erfahren, dass sie zu Pflanzungen verpflichtet ist.

Der Verwaltung rät Elke Weingarten, vor der Verabschiedung eine Bürgerversammlung einzuberufen: „Wenn die Leute verstehen, was die Ziele solcher Pläne sind, ziehen sie auch mit.“ Stattdessen würden wenige über Fragen entscheiden, die das Leitbild des Ortes betreffen. Allerdings kamen die Hinweise nicht auf direktem Wege zu den Adressaten: Von den vier geladenen Vertretern des Bauamtes war keiner erschienen.

(PNN vom 7. Juli 2005) zurück zur Textübersicht