Volker Eckert


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Erfolg, der abfärben soll

Matthias Platzeck auf Wahlkampftour bei High-Tech-Firmen in Teltow: Viel Optimismus und ein bisschen Kritik

Von Volker Eckert

Teltow - In den letzten Wochen ist Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) vor allem als einer in Erscheinung getreten, der für die Interessen der Arbeitslosen im Osten kämpft. Zwei Monate vor der Landtagswahl wollte er sich offenbar mal mit Siegern beschäftigen und besuchte zwei Vorzeigeunternehmen in Teltow: O2 und Ferrari electronic. Es gab viel gegenseitiges Lob und Schulterklopfen – aber auch ein bisschen Kritik.

Der O2-Besuch stand ganz im Zeichen der neuen UMTS-Technologie. Die Mobilfunkunternehmen haben allein für die Rechte Milliarden investiert, herauskommen sollen schnellere Übertragung, zusätzliche Funktionen – und Einnahmen. Zum Weihnachtsgeschäft soll die Technik auf dem Markt sein.

Die Teltower Niederlassung ist das Zentrum für ganz Ostdeutschland, rund 420 Menschen arbeiten hier. Laut Ostdeutschland-Chef Jürgen Hegemann rechnet das Unternehmen damit, durch den UMTS-Aufschwung noch einmal 40 bis 60 neue Stellen zu schaffen. Das hörte Matthias Platzeck gern, genauso die Aussage des Geschäftsführers von O2 Deutschland, Rudolf Gröger, man suche vor allem Mitarbeiter aus der Region. Im Gegensatz zum produzierenden Gewerbe kann ein Unternehmen wie O2 auch nicht mit Abwanderung ins Ausland drohen: „Unser Netz ist hier, also müssen wir hier bleiben“, stellte Gröger fest.

UMTS ist nicht nur fürs Telefonieren gedacht, sondern auch fürs Internet. Dass zum Beispiel das Herunterladen von Musik deutlich schneller geht als etwa mit ISDN-Anschluss, demonstrierte O2-Mitarbeiter Frank Vogel. Zwar hätte die Technik ihm fast ein Debakel beschert, denn anfangs öffnete sich keine Internetseite, während Vogel leicht irritiert, aber unbeirrt von „schnellerer Übertragung“ und „größeren Datenmengen“ sprach. Nach ein paar quälenden Minuten stand dann aber die Leitung und die Technik war rehabilitiert.

Ganz anders dann Platzecks nächste Station, der unscheinbare Sitz der Kommunikationstechnologen von Ferrari electronic am Rande von Teltow. Der Medientross hatte sich fast komplett verabschiedet, Platzeck ließ sich von Geschäftsführer Hartmut Fetzer erklären, was das Unternehmen herstellt: Zusatzfunktionen für E–Mail-Programme, Hardware für Faxanlagen. Die Firma mit 30 Mitarbeitern hat die Krise der IT-Branche 1999 deutlich gespürt, doch im Vorjahr ging es wieder bergauf.

Hartmut Fetzer wollte aber nicht nur Erfolgsmeldungen loswerden. Bedauerlich fand er, dass unter seinen vielen öffentlichen Auftraggebern fast keine in Brandenburg sind. Landrat Lothar Koch (SPD) zeigte sich hier offen für Gespräche. An die Adresse von Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) der auch gekommen war, ging die Klage über die schlechte Verkehrsanbindung und darüber, dass es für das Gebiet noch immer keinen Flächennutzungsplan gebe: Das Viertel im unteren Teil der Ruhlsdorfer sehe teilweise verwahrlost aus. Ein Wegzug kommt aber auch für Ferrari nicht infrage. Mit dem Kauf der Immobilie habe man sich festgelegt. Kommentar Platzeck: „Gut so.“

(PNN vom 23. Juli 2004) zurück zur Textübersicht