Parmalat in Gransee zahlt nicht:
Milchbauern bangen um Existenz
Letzte
Überweisung blieb aus– Campina in Prenzlau als Käufer?
Von Volker Eckert
Gransee - Die Wellen der Parmalat-Krise schwappen
nun doch bis nach Brandenburg. Die Tochter des insolventen italienischen
Großkonzerns in Gransee kommt offenbar mit den Zahlungen an
ihre Lieferanten nicht mehr hinterher. Das sagte am Montag Peter
Schwähn, Chef des Bauernverbands Oberhavel, dem Tagesspiegel.
Die nächste Zahlung wird am 15. Januar fällig. Wenn sie
nicht geleistet wird, sind viele Milchproduzenten der Region in
ihrer Existenz bedroht.
Beim größten italienischen Lebensmittelkonzern
Parmalat haben sich Milliardenschulden angehäuft. Von der im
Dezember eingeleiteten Insolvenz ist zwar die Parmalat GmbH im Norden
des Landkreises Oberhavel als selbständiges Unternehmen nicht
direkt betroffen. Die Firma mit 27 Beschäftigten ist aber darauf
angewiesen, ihre Produkte – vor allem H-Milch – an das
Mutterhaus zu verkaufen. „Wenn Italien nichts mehr abnimmt,
ist Gransee am Ende“, glaubt Ulrich Troeder, Geschäftsführer
der Landesvereinigung der Milchwirtschaft. Die Landwirte aus Brandenburg,
die Parmalat die Milch liefern, könnten diese dann „in
den Gulli schütten“, fürchtet er. Zumindest sei
es unwahrscheinlich, dass alle innerhalb kurzer Zeit neue Abnehmer
finden. In Deutschland werde weiterhin mehr Milch produziert, als
der Markt braucht.
Manfred Gaetke aus Meseberg ist einer der Milchbauern,
und er schläft zurzeit nachts nicht gut. Der Landwirt hat nach
eigener Aussage noch Forderungen von über 50000 Euro in Gransee
offen. Die übliche Abschlagszahlung ist Ende Dezember ausgeblieben,
der Rest wird normalerweise in der Mitte des Folgemonats gezahlt.
Aus dem Vertrag mit Parmalat kommt Gaetke aber so schnell nicht
raus – erst, wenn er sechs Wochen nach Lieferung noch kein
Geld gesehen hat. Was passiert, wenn die Zahlung kommende Woche
tatsächlich ausbleibt, daran will er gar nicht denken: „Die
Molkereien buhlen nicht um uns.“ Und wenn er einen neuen Abnehmer
finde, werde er wohl beim Preis, der ohnehin im Keller ist, nochmal
nachgeben müssen.
Bei Parmalat in Gransee wollte sich gestern
niemand zur momentanen Situation äußern. Nach Schätzungen
hängen über 40 Milchlieferanten an dem Unternehmen. Deshalb
hofft Peter Schwähn vom Kreisbauernverband, dass der Standort
irgendwie erhalten bleibt. An Spekulationen über einen Besitzerwechsel
wollte er sich aber nicht beteiligen. Dem Vernehmen soll es Gespräche
mit der Firma Campina geben, die in Prenzlau Butter und Quark herstellt.
Am Campina- Hauptsitz im schwäbischen Heilbronn war wegen des
dortigen Feiertags am Dienstag niemand zu erreichen. Als Übernahmekandidat
käme außerdem Müllermilch infrage. Viele Bauern
aus dem nördlichen Brandenburg liefern schon jetzt an deren
Werk in Leppersdorf bei Dresden.
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