Volker Eckert


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Der Wasserversteher

Grander-Wasser hat wundersame Wirkungen, Bernd Magdeburg will es in die Mark bringen – er scheint viel davon getrunken zu haben

Von Volker Eckert
Beelitz. In China kennt man das österreichische Grander-Wasser seit langem. Aber den Weg hinauf nach Brandenburg hat es erst vor einem Jahr geschafft. Bernd Magdeburg wundert das nicht. „Die Chinesen zum Beispiel sind da weiter als wir. Die haben Akupunktur, Naturheilkunde.“ Nun will er von Beelitz aus das heilbringende Wasser zu den Märkern bringen. Zwei oder drei in der Stadt hat er auch schon überzeugen können. Magdeburg findet, dass man in seinem Leben etwas Nützliches tun muss.
Der Erfinder des Grander-Wassers ist Johann Grander. Er lebt in den österreichischen Bergen und sieht ein bisschen aus wie der Alm-Öhi. Grander hat eine Methode gefunden, Wasser seine ursprüngliche Kraft wiederzugeben, die es verliert, weil der Mensch es durch schnurgerade Kanäle leitet und enge Rohre quetscht. „Beleben“ nennt Grander das. Um das Wasser hat er eine ganze Naturphilosophie gebaut, in der viel von Gott, Mondphasen und lebensbejahenden Schwingungen die Rede ist. Auf den Produkten, die er verkauft, steht „Grander-Technologie“. Das Wort Technologie ist wohl dazu da, dass keiner auf die Idee kommt, es könnte etwas mit Esoterik zu tun haben.
Bernd Magdeburg, 47, wurde vor vier Jahren in Berlin von einem Grander-Vertreter angesprochen, als er sich gerade einen Wasserfilter kaufen wollte. Magdeburg wollte nicht länger die nach seinen Worten 250 Inhaltsstoffe im Glas haben, wenn er den Wasserhahn aufdrehte. Die ganzen Hormone und Pharma-Rückstände, klagt er, davon erfährt man ja nicht einmal was. Die Geschichte in dem Geschäft endete damit, dass er sich statt des Filters ein Wasserbelebungsgerät kaufte, das er zu Hause in die Zentralleitung einbaute.
Darin enthalten ist belebtes Wasser, so genanntes Informationswasser, das auf das Leitungswasser abstrahlen soll. Seitdem schmeckt ihm das Wasser besser, es sei weicher und seine Frau habe auch Grund zur Freude: Die Blumen im Garten würden höher denn je wachsen. Magdeburg steht zu seinem Sendungsbewusstsein. Seit einigen Jahren geht er ehrenamtlich in Grundschulen in ganz Brandenburg und bringt „den Schülern das Nichtrauchen bei“. Irgendwann dachte er sich, es sei doch schade, dass kaum jemand das Grander-Wasser kennt. „Viele, die daran glauben, trauen sich nicht darüber zu reden, weil sie Angst davor haben, ausgelacht zu werden.“ Also beantragte Magdeburg eine Vertriebslizenz. Bis dahin gab es gut 50 davon in Deutschland, fast alle im bayrischen Raum. Magdeburg bekam die erste in Brandenburg.
Da Wasser nicht nach besonders viel schmeckt, hat er einen Test, mit dem er versucht, Skeptiker zu überzeugen. Er füllt frisch gepressten Zitronensaft in zwei Gläser. Eins stellt er auf eine Holzplatte, in deren Innern sich Informationswasser befindet. Das Ergebnis nach einigen Minuten beschreibt Magdeburg so: Der Saft in diesem Glas schmeckt nicht so sauer, harmonischer. Denn das Informationswasser habe mit dem Saft kommuniziert. Und weil der Mensch zu über 60 Prozent aus Wasser besteht, wirke das belebte Wasser auch auf uns positiv. Grander-Wasser-Nutzer, habe ein Arzt einmal gesagt, seien ausgeglichener. Netter. Wenn man Magdeburg reden hört, möchte man es fast glauben: Ohne Aufregung spricht er und mit sanfter Stimme. Dabei lächelt er gutmütig, so als hätte er schon viele Liter Granderwasser getrunken. Aber vielleicht ist Bernd Magdeburg schon immer ein ausgeglichener Typ gewesen.
Der Unterschied zu normalem Wasser sei aber auch messbar, sagt er, selbst wenn man nicht immer erklären könne, warum es funktioniert. In Russland hat Grander eine Ehrung einer Akademie für Naturwissenschaften erhalten. Wie das belebte Wasser hergestellt wird, ist aber noch immer Granders Geheimnis. Er sei dort hingeführt worden, sagt er. Magdeburg erzählt, Grander habe das Wasser angeblich schon mit der bloßen Kraft seiner Hand belebt. Das ist Magdeburg schon ein bisschen ulkig vorgekommen: „Ich akzeptiere das aber, auch wenn ich den Draht nach oben nicht so habe.“ Naturbewusst zu sein heißt für Magdeburg auch: möglichst wenig Energie verbrauchen, nicht ständig neue Kleidung kaufen. Alles so lange wie möglich benutzen, das gilt auch für Autos. Ein neues, sparsameres kaufen bringe der Umwelt nichts, dazu werde bei der Herstellung viel zu viel Energie verbraucht. Vor der Tür hat er eine englische Ford-Limousine aus den 60ern geparkt, „der einzige von dem Typ in Deutschland“. Davor steht sein ältester Wagen, ein dunkelgrüner Volvo-Jeep, Baujahr 1939, ein Monstrum, das aussieht wie eine Mischung aus Panzer und Amphibienfahrzeug.
Vielleicht 60 Kunden hat Magdeburg nach einem Jahr als Wasserverbesserer gehabt. Er lebt von seiner Arbeit als Allergieberater, mit dem Wasser lasse sich nicht viel verdienen. Dazu sei die Provision zu niedrig. Trotzdem kämpft Magdeburg um den Erfolg. Weil es funktioniert, müsse es sich auch durchsetzen. Für den Sommer hat er Schwimmbeckenbesitzer im Auge. Die müssten mit Grander weniger Chlor und Chemie einsetzen.
Auch Gastronomen will Magdeburg mit der Grander-Technologie ansprechen. Kochen oder Backen mit Grander-Wasser, das könnte ein erheblicher Wettbewerbsvorteil sein. Die Sachen schmeckten einfach besser. Bei seiner ersten Tour durch die Restaurants von Beelitz war die Resonanz allerdings nicht sehr groß. Ein einziger Wirt habe Interesse gezeigt – der vom China-Restaurant.

(PNN vom 5. Februar 2003) zurück zur Textübersicht